Ankündigung: Artikelserie über die neuen stationären Chipkartenlesegeräte


Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland erfordert eine Erneuerung der Kartenterminalgeräte bei den Leistungserbringern, um die neue eGK im Rahmen der Telematikinfrastruktur voll nutzen zu können.

Zunächst werden diese Geräte wie gewohnt betrieben, in einer zweiten Phase jedoch sollen Signaturen für das elektronische Rezept möglich werden.  Im folgenden Schaubild  wird der Vorgang der Einzelsignatur dargestellt, wie er aktuell vorgesehen ist. Meine Kritik hierzu habe ich bereist an anderer Stelle des blogs deutlich gemacht.

einzelsignatur3

Ich werde in der nächsten Zeit die neuen stationären Chipkartenlesegeräte besprechen, die niedergelassene Ärzte bis Ende des 2. Quartals 09 für die neuen elektronischen Gesundheitskarten und den neuen elektronischen Arztausweis einkaufen müssen. Es gibt bereits einige zugelassene Geräte die miteienander um die Anschaffung konkurrieren. Aktuell werden dem Praxisinhaber täglich neue Prospekte zugestellt, kaum jemand weiss genau, ob es überhaupt relevante Unterschiede zwischen den Geräten gibt.

Dabei empfehle ich durchaus nicht ein spezielles Gerät zum Kauf, werde mich aber bemühen, etwaige Unterschiede der Geräte so gut es geht herauszustreichen. Wenn einge Leser zusätzliche Informationen beisteuern können, so sind sie herzliche eingeladen, über die Kommentarfunktion etwas zum Gelingen des Projektes beizusteuern.

Die elektronische Gesundheitskarte


Rund 80 Millionen Versicherte in Deutschland sollten bereits zum 1. Januar 2006 die elektronische Gesundheitskarte erhalten. Diese soll die bisherige Krankenversicherungskarte ersetzen, denn auf ihr können mehr Daten gespeichert werden als auf der bisherigen Karte. Ziel ist es, Ärzte, Apotheker und Krankenkassen zu vernetzen. Mit der neuen Karte soll alles schneller gehen, effizienter sein und die Kosten gesenkt werden.

Bei der nun anstehenden Einführung wird die Funktionalität aber zumindest vorläufig kaum über den Umfang der bisherigen Karte hinausgehen. Standardmäßig beinhaltet die neue Karte zunächst alles, was auch auf der alten gespeichert wurde, also vor allem Personalien, Krankenkassendaten etc.

Zusätzlich, auf freiwilliger Basis, gibt es einen medizinischen Teil mit Gesundheitsdaten: von der Dokumentation eingenommener Arzneimittel bis zu Notfallinformationen wie Allergien oder chronische Erkrankungen. Da die Karte selbst nur einen sehr kleinen Speicher hat, wird dergleichen wahrscheinlich auf zentralen Servern abgelegt werden.

Der Zugriff auf diese Daten ist dem Arzt oder Apotheker im wesentlichen nur mit einem neuen Arztausweis, dem elektronischen Heilberufsausweis (HBA) möglich. Vereinfacht gesagt, ersetzt er die bisherige Arztunterschrift.

Neu hinzu kommt ein elektronisches Rezept, das das bisherige, papiergebundene Rezeptformular für Kassenpatienten ersetzen soll. Dabei werden zwei grundsätzliche Modelle diskutiert:

Das Rezept kann in der Praxis-EDV des Arztes erstellt und auf der Patientenkarte gespeichert werden, also ohne online Verbindung. Das würde auch funktionieren, wenn das Netz nicht zur Verfügung steht. Der Patient geht mit seiner Karte in die Apotheke und gibt sie dem Apotheker. Der liest das Rezept aus. Eine Geheimnummer ist nicht nötig, weder in der Apotheke noch beim Arzt. Das ist die eine Variante.

In der zweiten Variante, werden nicht die Medikamente, sondern nur ein link auf das Rezept auf zentralen Servern gespeichert, der in der Apotheke ausgelesen werden kann (dort wieder mittels des Heilberufsausweises des Apothekers). In der Apotheke werden die Medikamente dann ausgehändigt, wobei ggf. vom Patienten noch eine Pin Nummer forderlich ist. Wörtlich heisst es:

Die Geheimnummer muss eingegeben werden,

– wenn die medizinischen Informationen mit der
Karte eingesehen werden sollen. Die Geheimnummer
ist dann aus Datenschutzgründen
Pflicht,
– wenn zum Beispiel Ärzte oder Apotheker Daten
mittels der Karte speichern wollen. Die Patientin
oder der Patient muss sich durch die Eingabe
der Geheimnummer einverstanden erklären.

Durch die zentrale Speicherung sind gleich mehrere Probleme gelöst, aber auch eine Reihe neuer Probleme dazu gekommen. Zunächst ist ein Medikamentenmissbrauch klassischer Art (Patient holt 5 Schlafmittelrezepte oder Betäubungsmittelrezepte bei 5 Ärzten, die nichts voneinander wissen) nicht mehr möglich, da alle Rezepte zentral vom Apotheker einsehbar sind und dergleichen nun sofort auffällt. Darüber hinaus sind jederzeit alle Wechselwirkungen und Nebenwirkungen einsehbar, da es nicht mehr vorkommen kann, dass mehrere Ärzte Medikamente unabhängig verschreiben, ohne voneinander zu wissen.

In den bisher geteteten Modellregionen wurde nur dieses Onlineverfahren getestet, so dass es am wahrscheinlichsten ist, dass sich dieses durchsetzt.

Dabei bleiben sehr viele Fragen offen. Zunächst ist die gesamte Funktionalität des eRezeptes noch nicht aufgebaut, also die Server etc. nicht eingerichtet, so dass die neue Gesundheitskarte zunächst nicht mehr leistet, als die alte, wenn man davon absieht, dass die Personaldaten und Krankenkassendaten online aktualisiert werden können.

Zweitens ist klar, dass die Pin-Lösung unpraktikabel ist: Alte, demente und behinderte Menschen, Altersheimbewohner, komatöse etc. können keine Pinnummern eingeben. Verwalten aber beispielsweise Dritte, also Verwandte oder Apotheker diese Nummern, bleiben Fragen des Datenschutzes und der juristischen Verantwortung zu klären. Außerdem wäre dann wieder eine Möglichkeit zum Mißbrauch gegeben.

Äußerlich wird es einen wesentlichen Unterschied zur bisherigen Karte geben: das Paßfoto. Nur Personen unter 16 Jahren und Menschen, die nicht mitwirken können, wie es heisst, also beispielsweise Pflegebedürftige erhalten eine Karte ohne Foto.

Bis alle Wünsche implementiert und die dafür notwendige Technik bei Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen aufgebaut ist, wird nach den Planungen mindestens noch ein Jahrzehnt vergehen.

Links zum Thema (Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

1. Gesundheitsministerium

2. DIMDI

3. DocCheck

4. Die Zeit online