Nordrhein ist Startregion für die elektronische Gesundheitskarte – Skepsis wächst


Die elektronische Gesundheitskarte soll beginnend mit der Region Nordrhein nun ab 1.1.2009 eingeführt werden. Dieser als Basis-Rollout bezeichnete Vorgang bedeutet, wie bereits berichtet, zunächst nichts anderes als die Neuanschaffung von Karteikartenterminals für alle Ärzte in Nordrhein und die Umsetzung der Funktionen der bisherigen Krankenversicherungskarten.

Die von den Ärzten neu anzuschaffenden Lesegeräte sind für zukünftige Leistungserweiterungen wie eRezept updatefähig. Für die Anschaffung wird von den Kassen Geld zur Verfügung gestellt.

Wie bereits in diesem blog berichtet, wird das umstrittene eRezept zunächst nicht zum Leistungsumfang zählen.

Die bisherige Krankenversicherungskarte bleibt bis auf weiteres gültiger Versicherungsnachweis. Die neuen Geräte sollen beide Karten lesen können.

Das Problem, nur mit Hilfe einer Pin – Nummer nach Einführung des eRezeptes an ein gültiges Rezept zu kommen wurde in einem Heise Artikel bereits spöttisch kommentiert. Das führte zum Vorschlag, dass die Jünger Äskulaps eine neue Rolle übernehmen sollen: Als Pin Verwalter im weißen Kittel dürfen sie nicht nur ihre eigenen Geheimzahlen des elektronischen Heilberufsausweises verwalten, sondern auch noch die der Patienten, die Probleme mit sechsstelligen Zahlen haben.

Die zentrale Speicherung medizinischer Daten, z.B. von Rezepten etc. ist damit zwar geplant, aber zunächst noch nicht Teil der aktuellen Einführung der neuen Karte. Die Skepsis bezüglich dieser Speicherung ist durch den aktuellen Datendiebstahl von Kontodaten und deren Verkauf noch größer geworden. Kritiker der elektronischen Gesundheitskarte sehen sich angesichts des Datenklau-Skandals bestätigt. Gesundheitsdaten von über 80 Millionen Bürgern seien ein noch viel interessanterer Datenpool als die Daten der Klassenlotterie, sagte Ulrich Rubehn, der stellvertretende Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte.

Zwar ist niemand vor krimineller Energie geschützt, aber ein Diebstahl medizinischer Daten von einem solchen zentralen Server düfte ein wesentlich größeres Problem darstellen, als den meisten Menschen im Moment bewußt ist. In vielen Foren im Internet wird diese Besorgnis geteilt.

Ein solcher Datendiebstahl hat in den USA bereits stattgefunden. Die San Jose Medical Group, ein Gesundheitsdienstleister mit Sitz in Kalifornien, musste auf ihrer Homepage veröffentlichen, dass Ende März 2005 bei einem Einbruch in das Firmengebäude zwei Computer gestohlen wurden, auf denen sich personenbezogene Daten von 185 000 Patienten befanden. Die Datenbestände enthielten unter anderem Namen, Adressen und vertrauliche medizinische Informationen. Sie waren nur teilweise verschlüsselt, sodass der Dienstleister seine Patienten vor dem möglichen Missbrauch dieser Daten warnen musste. (weitere Quelle).

In Deutschland wird zur Abwehr derartiger Diebstähle möglicherweise auf eine verteilte Netz-Server Architektur zurückgegriffen.