„Ambient Assisted Living“ Positionspapier des Verbands der Elektrotechnik zum Telemonitoring


„Ambient Assisted Living“ (AAL) nennen Experten des Verbands der Elektrotechnik (VDE) den Einsatz von Informationstechnik im Häuslichen Umfeld mit dem Ziel, alten und kranken Menschen den Heimaufenthalt zu ersparen.

Dabei geht es sowohl um Telemonitoring, als auch um häusliche Notrufsysteme, aber auch um die zentrale Steuerung der Haustechnik per Fernbedienung. An Schwerpunkten werden genannt:

1. Gesundheit & HomeCare

Gesundheitsvor- und –fürsorge (Prävention, Telemonitoring, Tele-Reha, Pflege- und Sozialdienste)

Wichtige Volkskrankheiten (z. B. metabolische Erkrankungen, kardiovaskuläre und onkologische Erkrankungen)

Spezifische Erkrankungen einer alternden Bevölkerung (z. B. muskulo-skeletale und neurologische Erkrankungen).

2. Sicherheit & Privatsphäre

Alarmfunktionen (z. B. Feuer, Wasser, Gas)

Notruf, Zugangsberechtigung

fehlbedienungssicherer Geräte (Ein-Knopf-Bedienung)

Das Thema Sicherheit umfasst hier die Begriffe „Safety & Security“.

3. Versorgung & Hausarbeit

Versorgung mit Bedarfsgütern über Lieferservices

Reinigung (selbstreinigende Geräte, autonomer Staubsauger, Nano-Partikel-beschichtete Fenster, Robotik …)

benutzergerechte Alltagstechnik zu Hause und unterwegs (Video, PC, Weiße Ware,…)

Domotik (Gebäudeautomatisierung, Energie)

4. Soziales Umfeld

Freizeitgestaltung (organisieren, kommunizieren, lernen …)

Kommunikationsnetzwerke und soziale Integration (Familie, Freunde, soziale Einrichtungen, Nachbarschaftshilfe, Ehrenämter)

Mobilität (Nahfeld: Treppenlifte, Transportroboter)

Vorsorge (Bewegung, Ernährung)

Ernährungsmonitoring (Übergewicht, Fehlernährung, Essstörungen, Dehydrierung)

Wohlbefinden und Wellness (Service-Wohnen, Komfort)

Wie das genau aussehen könnte, wird in einem virtuellen Zukunftsszenario dargestellt. Mir als Arzt fällt dabei auf, dass in dem genannten Anwendungsfall offenbar von völliger geistiger Frische des alten Menschen ausgegangen wird. Ein an Demenz erkrankter alter Mensch (z.B. Alzheimer) wird kaum mit der geschilderten technischen Umgebung zurechtkommen.

Das Thema ist immerhin wichtig genug, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der VDE vom 3. bis 4. Februar 2009 gemeinsam den zweiten deutschen Kongress „Ambient Assisted Living in Berlin ausrichten.

Verlangt werden unter anderem Studien zum Thema, die den finanziellen Nutzen von AAL Projekten zeigen sollen. Dabei geht es nicht nur um die Einsparung der Kosten für einen Heimaufenthalt, die Erwartungshaltung geht auch hin zur allgemeinen Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Offenbar möchte man die Zahl der Notfalleinsätze, Klinikeinweisungen und Arztbesuche verringern und dadurch die Kosten reduzieren.

Thema des oben genannten Kongresses sollen vor allem Anwendungsfälle werden und genau das scheint mir zentral, bleiben doch eine ganze Reihe von Fragen zu klären: Wer genau übernimmt die juristische Verantwortung, wenn ein direkter Arzt-Patienten Kontakt nicht stattfindet? Wer übernimmt die Kosten eines solchen Heimnetzwerkes und gibt es in der Bilanz überhaupt eine Einsparung? Der größte Teil der oben geschilderten technischen Leistungen dürften kaum zu Lasten der Krankenkassen verordnet werden. Aus meiner Sicht gibt es hier noch viel Diskussionsbedarf.